Chinese Drywall ist ein Begriff, der Immobilienmaklern und Hausbesitzern in Florida im gleichen Maß den Schweiß auf die Stirn treibt. Was hat es damit auf sich und warum sollten Sie eine Immobilie in Florida unbedingt vor dem Kauf darauf überprüfen lassen?

Bauboom und Sparwahn

Zu Beginn des neuen Jahrtausends gab es überall in den USA einen riesigen Bauboom gegeben (der nicht zuletzt zur großen Wirtschaftskrise im Land führte, doch dies ist ein anderes Thema) und die Nachfrage nach Baumaterial überstieg das Angebot bei weitem. Da die US-amerikanische Industrie mit der Herstellung von den häufig verwendeten Rigipsplatten (Drywall) nicht hinterherkam, wurden Rigipsplatten aus chinesischer Herstellung importiert. Allerdings erfolgten keine Qualitätskontrollen bei der Einfuhr und kurz darauf stellte sich heraus, dass die chinesischen Rigipsplatten voller giftiger chemischer Zusätze steckten und Schwefeldioxid freisetzten. Dieses führte  zu Verfärbungen von Wänden und Kupferleitungen und verbreitete einen üblen Gestank.

Im Zeitraum von 2001 bis 2009 wurde “Chinese Drywall” in rund 100.000 Häusern in insgesamt 20 Bundesstaaten der USA verbaut. Besonders betroffen waren dabei die südöstlichen Bundesstaaten wie Florida (56%), Louisiana (18%), Mississippi (6%) und Alabama (6%), in denen Hurrikane wie “Katrina” starke Schäden verursacht hatten und die Nachfrage nach Reparaturmaterial entsprechend hoch war.

Als die gesundheitsschädigenden Effekte der fehlerhaften Rigipsplatten bekannt wurden, halfen die Bundesstaaten Hausbesitzern zwar teilweise finanziell aus, doch noch immer sind sie nicht aus allen Immobilien in Florida verschwunden.

Immobilie in Florida auf Chinese Drywall überprüfen lassen

Mit bloßem Auge ist nicht zu erkennen, ob es sich bei den im Haus verbauten Rigipsplatten um den berüchtigten Chinese Drywall handelt. Daher sollte im Rahmen der allgemeinen Überprüfungen vor dem Closing unbedingt eine Prüfung der Immobilie auf Chinese Drywall durchgeführt werden. Es kann dabei durchaus vorkommen, dass einige wichtige Räume wie das Wohnzimmer und die Schlafzimmer mit hochwertigem amerikanischen Rigips renoviert wurden, während in wenig genutzten Zimmern heute noch Chinese Drywall vorhanden ist, der seine giftigen Schwefeldioxid-Dämpfe freisetzt.

Chinese Drywall gilt als gefährlicher Mangel, da bis heute nicht klar ist, ob das Schwefeldioxid zu langfristigen gesundheitlichen Schäden führt. So wird es u.a. mit Atembeschwerden, Übelkeit, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit in Verbindung gebracht. Da die einzige Möglichkeit zur Behebung des Schadens eine umfangreiche Entkernung des Hauses wäre, sollte vom Kauf einer Immobilie mit Chinese Drywall abgesehen werden. Die Kosten würden die Ersparnisse durch eine Preisminderung beim Kauf deutlich übersteigen.